WoW-Ende in China: Beef zwischen Blizzard und NetEase nur ein Missverständnis?

WoW-Ende in China: Beef zwischen Blizzard und Netease nur ein Missverständnis? (1)

 

Am 23. Januar 2023 gingen auf den chinesischen Servern von WoW, Hearthstone und Co. die Lichter aus. Der Grund: Blizzard und NetEase konnten sich nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Ganz im Gegenteil herrscht mittlerweile richtig dicke Luft zwischen den beiden ehemaligen Partnern. Jetzt zeigt ein Bericht, dass nur ein blödes Missverständnis schuld an dem ganzen Beef sein könnte.

Ihr habt es sicherlich mitbekommen: Im Januar 2023 hieß es "R.I.P. WoW!" in China. Außerdem gibt's dort seit dem 23. Januar 2023 kein Hearthstone, Starcraft, Overwatch und Co. mehr. Einzig für Diablo Immortal besteht eine Ausnahmeregel, weil der chinesische Publisher NetEase direkt an der Entwicklung des Mobile-Hack&Slay-Titels beteiligt war.

Für alle anderen Spiele konnten die Verantwortlichen von Activision Blizzard und NetEase indes keine Verlängerung des Publishing-Deals erreichen. Die heftige Reaktion von NetEase machte deutlich, wie schlecht die Stimmung zwischen den beiden ehemaligen Partnern mittlerweile sein muss. Ohne solch einen Deal mit einem chinesischen Partner ist es westlichen Unternehmen jedoch nicht gestattet, die eigenen Spiele in China zu veröffentlichen. Das Aus von WoW und Konsorten folgte zwangsläufig.

Missverständnis schuld an Beef?

Die New York Times hat jetzt einen längeren Bericht veröffentlicht, der erklären könnte, warum Activision Blizzard und NetEase im Ärger auseinandergegangen sind (via Icy Veins). Unter Berufung auf vier Quellen und ein geprüftes Dokument berichtet die Zeitung, dass ein Zoom-Meeting im Oktober 2022 das Fass zum Überlaufen gebracht haben soll. Bereits vorher soll es Spannungen gegeben haben, weil die Activision-Verantwortlichen unzufrieden mit den NetEase-Investitionen in westliche Unternehmen waren (unter diesen war mit Bungie auch ein Ex-Activision-Studio).

Beim besagten Zoom-Meeting waren unter anderem Activision-CEO Bobby Kotick sowie William Ding (Chief Executive von NetEase) anwesend. Auf dem Programm stand die Neuverhandlung von Lizenzrechten zwischen den beiden Unternehmen, wobei aber auch die anstehende Übernahme durch Microsoft erörtert wurde.

Im Zuge des Gesprächs soll William Ding zu Kotick gesagt haben, dass man "die [chinesische] Regierung dazu bringen könnte, diesen Deal entweder zu blockieren oder zu unterstützen, je nach Ergebnis der Lizenzverhandlungen". Die Activision-Führung soll diese Aussage als Drohung aufgenommen haben. Das Ergebnis war eine Anpassung des Angebots durch die US-Amerikaner. Statt kleinere Zahlungen, die von NetEase im Laufe der Zeit getätigt werden sollten, verlangte Activision jetzt offenbar 500 Millionen US-Dollar im Voraus.

NetEase selbst beteuerte, dass man zu keiner Zeit eine Drohung ausgesprochen habe (eventuell gab es hier kleinere Ungenauigkeiten bei den Übersetzungen der Dolmetscher). Man wolle einfach nur darauf hinweisen, dass Microsoft in China auf vergleichbare Probleme stoßen wird wie Activision, und dass der neue Deal mit NetEase für beide Parteien sehr vorteilhaft wäre. Das neue Angebot von Activision lehnten die Chinesen dann natürlich ab. Auf die Vorwürfe von Activision angesprochen, soll ein NetEase-Sprecher gesagt haben, dass Activision weiterhin "Unternehmen und Regulierungsbehörden weltweit belästigt und verhöhnt". Dieses Band scheint wohl für immer durchgeschnitten zu sein.

Quelle: Buffed